Dr. med. Ludwig-Chr. Krüger
Facharzt für Allgemeinmedizin
Rudolf-Breitscheid-Straße 13
16775 Gransee

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Adipositas - ein (ge)wichtiges Thema!



Was ist Übergewicht?


Es gibt eine sehr einfache Methode, Übergewicht zu erkennen: Der Blick in den Spiegel, und der Blick auf die Waage. Übergewicht ist ein ernstes Thema, weil es das Gesundheitsproblem Nummer eins ist. In Deutschland ist beinahe jeder zweite Erwachsene übergewichtig und jedes fünfte Kind zu dick. Werden mehr Kalorien zugeführt als vom Grundumsatz benötigt, entsteht Übergewicht. Erhöht sich der Körperfettanteil auf über 15 bis 18 Prozent beim Mann und auf 20 bis 25 Prozent bei der Frau, dann ist die Diagnose Adipositas sicher.


Der Body-Mass-Index:


Mit dem Body-Mass-Index (BMI) lässt sich die Diagnose weiter bestätigen - jeder kann seinen BMI selbst bestimmen. Der BMI setzt das Körpergewicht mit der Körpergröße ins Verhältnis. So wird er ermittelt: Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Meter zum Quadrat. Ergebnisse zwischen 19 und 25 sind optimal. Fällt der Wert niedriger aus, besteht Untergewicht, liegt der Wert über 25, besteht Übergewicht. Menschen mit einem BMI-Wert von 30 und mehr sind stark übergewichtig. Bereits ab einem Wert von 25 ist Ernährungsberatung angebracht. Ein Rechenbeispiel: Eine 1,70 Meter (1,70x1,70=2,89) große Frau wiegt 65 Kilogramm - 65 geteilt durch 2,89 = 22,49. Mit dem BMI von 22,49 ist diese Frau normalgewichtig.


Ein Teufelskreis!


Die Werbung sorgt leider dafür, immer für den "kleinen Hunger" gerüstet sein zu müssen. Allzu leicht geschieht es, dass der Mensch weit mehr isst, als sein Körper benötigt - und vor allem das Falsche! Jedes Kilogramm zuviel schafft mit zunehmender Summation die Gefahr von Leber-Galle-Pankreas- und Fettstoffwechselstörungen. Die Folge sind zunehmend träger ablaufende Mechanismen im Stoffwechsel! Die überschüssigen Fette müssen umgewandelt und im Gewebespeicher gelagert werden, es bilden sich freie Radikale, der Säure-Basenhaushalt ist überfordert, ebenso die Muskel-, Fett- und Leberzellen durch das ständige Überangebot von Zucker und Fetten. Die "Erkennungsmuster" der Zellen reagieren nicht mehr auf das Insulin, das eigentlich Nährstoffe in die Zellen schleusen sollte. Das Insulin kann also nicht mehr wirksam werden wie beim gesunden Menschen - vielmehr schwimmt die Glukose im Überfluss im Blut, derweil "hungert" die Zelle - es kommt erneut zu Heißhungeranfällen.


Der Organismus ist aus dem Gleichgewicht


Der Stoffwechsel eines übergewichtigen Menschen ist nicht mehr im Gleichgewicht - und verliert es zunehmend. Ein circulus vitiosus! Der Organismus kommt mit dem Abarbeiten der im Übermaß zugeführtenStoffe nicht mehr nach - der Körper wird nicht nur dick, er wird auch krank! Erste Zeichen sind erhöhte Blutzuckerwerte, Bluthochdruck, erhöhtes Cholesterin. Bei Übergewicht muss das Herz mehr leisten, um das Blut durch die Gefäße zu pumpen - die immer mehr verengen, weil die Stoffe, die nicht mehr ordentlich im Zellstoffwechsel verwertet werden können, sich mit Kalk an den Arterienwänden anlagern. Das ist sehr gefährlich, denn nun entstehen Angina pectoris ("Herzenge"), Herzmuskelschwäche und Infarkte am Herz, Auge, Ohr und Hirn! Aber nicht nur Schlaganfall und Herzinfarkt sind höchste Alarmzeichen - unzählige weitere, sehr ernst zu nehmende Folgekrankheiten können auftreten, etwa Gelenkschäden, Gelenkentzündungen, Organschäden durch Fetteinlagerungen, Gallensteinbildung, Fettleber, Schilddrüsenstörungen, Fettstoffwechselstörungen. Es ist erwiesen, dass übergewichtige früher sterben als normalgewichtige Menschen.


Auch die Seele muss wieder ins Lot!


Es gibt nur einen einzigen Weg, aus dem Teufelskreis auszuberechen und diese schwerwiegenden Erkrankungen zu vermeiden: Abnehmen! Wer abnehmen will, muss lernen, die Balance zwischen Zufuhr und Verbrauch zu halten. Zu kalorienreiches und zu viel Essen sind gewiss Auslöser für das Übergewicht. Die Wurzel des Übels liegt jedoch in einer fehlenden inneren Lebensbalance. Nicht selten ist das Essen Ersatz - Ersatz für Anerkennung, Befriedigung, Geborgenheit. Und es ist gekoppelt mit Entspannung, Wohlergehen, Zufriedenheit. Essen aus Langeweile, Essen aus Frust. Essen dient als Flucht und Betäubung, zur Stressbewältigung und Stimmungshebung - auch das gibt es oft. Erst wenn die notwendige Entkopplung zwischen diesen Bedürfnissen und dem Essen stattfindet, ist ein Ende des Dilemmas in Sicht! Erst, wenn das Essen nicht mehr den Mangel an emotionalen und sozialen Lebensgefühlen kompensieren soll, kann es eine Lösung geben! Emotionale und soziale Löcher können nicht durch Essen gestopft werden - und sie können auch nicht durch Diäten korrigiert werden! Diäten und Hungerkuren blenden nur - sie schaden! Denn nach dem kurzzeitigen Gewichtsverlust folgt mit Sicherheit wieder die Gewichtszunahme - der "Jojo-Effekt". Um sicher und langfristig Gewicht zu verlieren, ist die individuelle Ernährungsberatung bei Ihrem Arzt das beste Mittel: Hierzu gehören die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, körperliche Bewegung und verhaltenstherapeutische Maßnahmen. Ganz wichtig: Es muss Freude machen, sich von alten Verhaltensmustern zu lösen, sich aus der Lethargie herauszuholen und den Körper in seiner Leistungsfähigkeit wiederzuentdecken! Und es muss wieder Freude machen, in den Spiegel zu sehen!