Dr. med. Ludwig-Chr. Krüger
Facharzt für Allgemeinmedizin
Rudolf-Breitscheid-Straße 13
16775 Gransee

→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  
→  

Wenn die Seele ausbrennt


Wie ein Hamster im Rad


Stress und hieraus folgende körperliche und psychische Beeinträchtigungen drohen vielen Menschen: Sowohl im Berufsalltag, der konfliktreicher geworden ist, als auch im Privatleben, wenn es nicht erfüllt und glücklich ist. Terminhetze, Leistungsdruck, ständig steigende Anforderungen oder Existenzangst - wer über einen längeren Zeitraum immer wieder die Grenzen seiner körperlichen und mentalen Kräfte überschreitet, ist irgendwann erschöpft. Wenn Freizeit und Privatleben die Beanspruchungen aus Alltag und Beruf nicht mehr auffangen können, beginnt die Abwärtsspirale: Ruhelosigkeit, Unzufriedenheit, Leistungsabfall, Zusammenbruch.


Falsche Belohnungen für all den Stress


Burn-Out ist ein Begriff aus dem Englischen (to burn out = ausbrennen). Dieser Zustand ist medizinisch nicht klar definiert und deshalb als Ganzes auch nur schwer diagnostizierbar. Aber die Symptome lassen sich leicht fassen und identifizieren: Der Betroffene versucht den allmählichen Leistungsabfall wegen Erschöpfung zunächst durch noch mehr Anstrengung und Leistung zu kompensieren. Das schafft allerdings noch mehr Druck, macht noch müder, noch fertiger. Fatalerweise fällt der Betroffene dann leicht in ein Verhalten, das ihm selbst obendrein noch weiter schadet: Falsche Ernährung - entweder zu schnelles Essen aus vermeintlichem Zeitmagel, falsches Essen durch unbedachten Konsum oder zu viel Essen, um sich "etwas Gutes" zu tun. Immerhin will man sich belohnen für den ganzen Stress. Hinzu kommt zu wenig Bewegung - schließlich schreit für den Betroffenen der Erschöpfungszustand geradezu danach, sich körperlich "schonen" zu müssen. Freilich kommt auch der Alkohol hinzu: Aus dem üblichen Genuss wird schnell ein Glas mehr oder auch ein Glas zu viel - denn ein Rausch lässt den Alltag vorübergehend vergessen. All dies sind völlig falsche Reaktionen: Vermeintliche Belohnungen sind für den Körper nur eine zusätzliche Bestrafung, und jedwede Betäubungs- oder Ablenkungsmaßnahmen sind bloß Flucht und verdecken die Wurzel des Übels.


Der Körper zieht die Notbremse!


Das Burn-out-Syndrom ist keine plötzlich auftretende Krankheit, auch keine Erkrankung an sich, sondern ein schleichender Prozess, der Körper und Seele schädigt. Wenn psychische und physische Überforderungen anhalten, schaltet der Körper irgendwann ab - er macht schlapp, weil er aus seinem Gleichgewicht geraten ist. Seine Batterien sind leer. Die Folgen sind
- Schlafstörungen (sie machen noch müder, noch erschöpfter!),
- Herzrasen und Bluthochdruck (Unruhe, Angstzustände),
- Immunschwäche (dauernd "erkältet", "verschnupft", "verstopft"),
- Magen-Darm-Störungen (zu oft aufs Klo, zu selten aufs Klo),
- Verspanntsein (Rückenschmerzen von der Last auf den Schultern!),
- häufiges Weinen (das Fass ist voll, nun läuft es über!).


Dies alles sind psychosomatische Beschwerden - also keine Beschwerden aus organischer Ursache. Mit diesen Symptomen signalisiert der Organismus dem Betroffenen: Nun habe ich genug, ich kann nicht mehr!


Es kann jeden treffen!


Ausgebrannt zu sein ist längst keine Managerkrankheit mehr. Dieser Zustand kann jeden treffen, dem der Stress über den Kopf wächst. Auffallend häufig betroffen sind Sanitäter, Krankenschwestern, Ärzte und Lehrer. Stress - dieser weite Begriff umfasst alles, was körperliche und seelische Kräfte auf Dauer übersteigt. Nicht jeder Mensch reagiert auf dieselbe Belastung gleichermaßen - jeder wird individuell spezifisch beansprucht. Angstzustände, Depressionen, sozialer Rückzug, Partnerschaftsprobleme sind schwerwiegende Folgen, wenn die Balance zwischen Arbeit und Erholung fehlt. Ein Ausgebrannter ist nicht nur ein kranker Mensch, er ist auch ein unglücklicher Mensch!


Belastungen besser einteilen - Balance schaffen!


Um gesund zu bleiben, sollte deshalb jeder, der viel um die Ohren hat und unter großem Druck lebt, bewusst auf sein Gleichgewicht achten - damit der Stress nicht die Oberhand gewinnt. Das geschieht nicht durch Medikamente - die lindern nur vorübergehend und oberflächlich die Beschwerden. Einzig eine Veränderung des Lebensstils und des persönlichen Stressverhaltens können die Abwärtsspirale aufhalten:

- Bewusst Schlussstriche unter die Arbeit setzen.
- Anforderungen besser dosieren.
- Aktiv Freizeit- und Ruhephasen planen.
- Wieder etwas unternehmen - Theater, Kino, Freunde treffen.
- Sport - wandern, spazieren, laufen, walken, allein oder in der Gruppe.
- Familie und Partnerschaft wieder in den Mittelpunkt rücken.
- Lesen und Musik hören, mindestens ein Hobby pflegen!


Wie wär´s mit mehr Gelassenheit?


Stress ganz abzuschaffen, wird nicht möglich sein - dafür stellt uns das alltägliche Leben zu viele Aufgaben. Aber bewusstes Zeitmanagement und Überdenken der Lebensweise sind erste Schritte, um die Macht des Stresses zu entschärfen. Auch wer sich selbst viel Druck bereitet, zum Perfektionismus neigt und zu große Anforderungen stellt, sollte den hohen Preis bedenken, wenn Körper und Psyche nicht mitmachen.


Lassen Sie deshalb regelmäßig mal los - und tanken Sie regelmäßig auf!


Seelenruhe, Heiterkeit und Zufriedenheit sind die Grundlagen allen Glücks, aller Gesundheit und des langen Lebens.
(Christoph Wilhelm von Hufeland)